Die Berlinerin Regina Jonas war die erste Rabbinerin der Welt, sie wurde in Auschwitz ermordet. Es dauerte Jahrzehnte, bis in jüdischen Gemeinden in Deutschland wieder eine weibliche Geistliche wirkte. Mittlerweile sind es mehr als 20 amtierende oder ehemalige Rabbinerinnen.
„Erstens bin ich sehr stolz, dass ich mit dem Aufbau von Judentum helfen kann – hier in Deutschland. Es ist schwer, für Leute so wie ich, die in Israel aufgewachsen und die ganz viele Angehörige gehabt haben, die in der Schoa ermordet wurden, da war und ist es noch immer schwer, in Deutschland zu arbeiten. Aber ich glaube, es ist so wichtig, dass diese neue jüdische Gesellschaft sich in Deutschland entwickelt. In Deutschland ist es so wichtig, weil das bedeutet: Hitler hat nicht gewonnen“, sagt Irit Shillor.
Sie hat viele Jahre erst in Österreich und dann in Deutschland als Rabbinerin gearbeitet. Fast eineinhalb Jahrzehnte lang war sie in der Liberalen jüdischen Gemeinde in Hameln aktiv. Sie pendelte in dieser Zeit zwischen Großbritannien und Deutschland.
Rachel Dohme ist Vorsitzende des Gemeinderates. Vor über 30 Jahren kam die Sonderpädagogin aus den USA nach Deutschland. Der Liebe wegen. Aufgewachsen ist Rachel Dohme in einer konservativen jüdischen Gemeinde in Pennsylvania und sie berichtet, wie sie eine Rabbinerin für ihre Gemeinde gewinnen konnte:
„Wir haben angefragt, ob Rabbinerstudenten zu uns kommen könnten, und Leo Beck College hat uns bedient mit Personal und Irit Shillor kam zu uns kurz vor ihrer Ordination und fing an, mit uns zu arbeiten. Nachdem sie ihre Smicha, ihre Ordination hat, war sie bereit zu uns weiterzukommen. Sie ist einmal im Monat zu uns gekommen, die fliegende Rabbinerin.“
Rabbinerin Shillor wurde 1950 in Jerusalem geboren. Ihr Vater stammt aus Ungarn, ihre Mutter aus Wien. Irit Shillor ist zwar säkular aufgewachsen, aber als sie nach England ging, wollte sie dort ihren Töchtern die Feste, Feiertage und Riten des jüdischen Gemeindelebens nahebringen. Da sie hebräisch spricht, wurde Irit Shillor gebeten, am Schabbat in der Synagoge aus der Thora zu lesen. In den 1990er-Jahren entschloss sie sich, am Leo Baeck College in London ein Studium zur Rabbinerin aufzunehmen. Nach ihrer Ordination ging sie erst nach Wien, dann nach Deutschland. In der Zeit ihres Rabbinats in Niedersachsen wurde die Idee geboren, in Hameln eine neue Synagoge zu bauen – an einem geschichtsträchtigen Ort.
„Die Idee kam von Rachel, das ist die Vorsitzende in der Gemeinde. Sie wollte unbedingt die Synagoge bauen im Platz, wo die alte Synagoge stand. Die alte Synagoge wurde ‚38 zerstört“, sagt Irit Shillor.
Erinnerung an Glückel von Hameln
Mittlerweile ist die „fliegende Rabbinerin“ Irit Shillor für immer nach London zurückgekehrt. Doch der jüdischen Gemeinde in Hameln gelang es erneut, eine Rabbinerin zu gewinnen: die in Ostberlin geborene Ulrike Offenberg. Ordiniert wurde die Historikerin und dreifache Mutter am renommierten hebräischen Union College in Jerusalem. Als nicht-israelische Staatsbürgerin schloss sie in Israel ihre Ausbildung ab, die sie in Berlin und Potsdam am Abraham Geiger Kolleg begann. Heute hat sie in Niedersachsen eine halbe Stelle und pendelt zwischen Berlin und Hameln. Als Gemeinderabbinerin sieht sie sich in einer bestimmten Tradition.
Ulrike Offenberg sagt: „Hameln ist in der jüdischen Welt vor allem durch eine Frau bekannt – durch Glückel von Hameln.“
Glückel von Hameln war vor etwa 300 Jahren eine erfolgreiche Kauffrau. Glückel hat eine Autobiografie geschrieben, die bis heute als herausragende Quelle für die Geschichte der deutsch-jüdischen Kultur gilt. In ihrem auf Jiddisch verfassten Text schildert sie die Schwierigkeiten der jüdischen Emanzipation und Integration in Deutschland.
Offenberg: „Das finde ich immer ganz wichtig, weil Judentum, vor allem traditionelles Judentum immer als männlich geprägt wahrgenommen wird und auch in Deutschland Rabbinerinnen noch eine Seltenheit sind. Ich finde aber es ist wichtig, dass wir hier sind, also Frauen hier sind und diese Arbeit machen und zeigen, dass es nicht nur eine reine Männerdomäne ist.“
Ulrike Offenberg und Irit Shilor sind geistliche Erbinnen von Regina Jonas, der ersten Rabbinerin der Welt. Geboren im August 1902 als Tochter eines orthodoxen jüdischen Hausierers im Berliner Scheunenviertel wird Regina Jonas im November 1942 ins Ghetto Theresienstadt nördlich von Prag verschleppt. Während der Shoa spricht sie in Theresienstadt ihren Mitgefangenen Mut zu. Zwei Jahre später am 12. Dezember 1944 wird sie im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Rabbiner Walter Homolka, Professor an der Universität Potsdam sowie Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Berlin über die Pionierin Regina Jonas:
„Zunächst einmal wird, glaube ich, deutlich, wie wahnsinnig schwer der Weg war, den viele Frau gehen mussten. Natürlich zu allererst Regina Jonas, die die erste war. Das war sicherlich kein Zuckerschlecken. Und wäre nicht ein Rabbinermangel die Folge der Verfolgung von Juden im Dritten Reich gewesen, hätte sie es wahrscheinlich überhaupt nicht geschafft. Dann hat es bis 1972 gedauert. Und seit 1972 sieht man, wie in verschiedenen Denominationen – 1974 das rekonstruktionistische Judentum, 1983 das konservative Judentum und jetzt in den letzten Jahren auch verschiedene Strömungen der Orthodoxie – wie die in das Konzept reinwachsen: Wir brauchen auch Frauen in Führungspositionen.“
„Eine Art Reparationsleistung“
Das Schicksal von Regina Jonas machte eine evangelische Theologin bekannt: Katharina von Kellenbach. Sie erzählte: „Die erste Unterrichtstunde habe ich mich vorgestellt als eine deutsche junge Theologin, die Pfarrerin werden möchte und meine Nachbarin Joana Katz meinte, sie würde ebenfalls Theologie studieren und Rabbinerin werden. Worauf ich gesagt habe: Das gibt es nicht. Es gibt keine Rabbinerinnen. Worauf sie gesagt hat: Du kennst Deine deutsche Geschichte nicht. Die erste Frau wurde in Berlin ordiniert und ihr Name war Regina Jonas.“
Es ist eine Episode aus ihren frühen Studienjahren in den USA, die von Kellenbach in einem Berliner Café erzählt. Sie war damals gerade neu an der Uni in Philadelphia:
„Aber es war nicht nur meine eigene Unwissenheit als nichtjüdische Deutsche. Sondern tatsächlich Regina Jonas war ansonsten nicht bekannt“, gesteht Katharina von Kellenbach, die heute als Professorin für Religiöse Studien am St. Mary’s College of Maryland arbeitet. Ihre damalige Unwissenheit nutzte sie wissenschaftlich-kreativ:
„Ich habe das damals als eine Art Reparationsleistung gesehen, dass ich das Andenken einer der sechs Millionen, deren Andenken ausgelöscht wurde, der Vergessenheit entreiße. Und ich denke schon, dass diese Arbeit, die ich damals gemacht habe, war eine produktive Art, mit deutscher Schuld oder mit dieser unglaublichen Zerstörung des Holocaust produktiv umzugehen. Ich habe deswegen auch alle Materialien, die ich gesammelt hatte, an Elisa Klapheck übergeben. Und das ist im Wissenschaftsbereich nicht unbedingt üblich. Es war auch ein gewisses Opfer, also alles was mein war, ihr dann zu übergeben und zu sagen: Du veröffentlichst das jetzt. Und das hat sie auch gemacht und ich fand das auch richtig, dass das Buch dann unter Elisa Klaphecks Name erschien“.
Die heutige Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck publizierte vor über zwei Jahrzehnten Bücher über Regina Jonas. Viele Informationen verdankt sie Katharina von Kellenbach, denn sie traf in den USA Zeitzeugen, die Regina Jonas noch persönlich kannten. Katharina von Kellenbach erzählt: „Es ging mir darum zu beweisen, dass sie als Rabbinerin tatsächlich ordiniert war. Dass sie nicht nur studiert hatte, sondern dass sie nach dem Studium auch tatsächlich eine Ordination, eine Smicha erhalten hat. Und es gab einige ihrer männlichen Kollegen in Cincinnati, die behauptet haben, ja sie war unsere Kommilitonin und sie hat mit uns studiert, aber Ordination ist völlig ausgeschlossen. Und dann hat Max Dienemann ihr so eine Privat-Smicha gegeben. Aber das galt nicht. Und sie war nicht anerkannt. Und sie hat nicht gepredigt. Und dies zu widerlegen, das war mein Ziel.“
Wie schön sind deine Zelte Jakobs
Rabbinerin wird in Deutschland lange nicht als Beruf anerkannt. Es war im Winter 1935 eine Sensation, als mit Regina Jonas weltweit zum ersten Mal eine Rabbinerin ordiniert wird. Am 27. Dezember 1935 bescheinigt der Offenbacher Rabbiner Max Dienemann, dass Regina Jonas – nach Diplom und bestandener Prüfung „fähig ist, Fragen der Halacha zu beantworten und dass sie dazu geeignet ist, das rabbinische Amt zu bekleiden“.
Es dauert 75 Jahre, bis nach der Shoa in Deutschland wieder eine Rabbinerin ordiniert wird. Alina Treiger im November 2010 in Berlin. Sie arbeitet heute in Oldenburg. In den Jahren zwischen der Ordination von Regina Jonas und ihrer eigenen wurde das Judentum in Deutschland ein anderes, sagt Alina Treiger:
„Mir ist das bewusst geworden erst kurz vor Ordination. Sie war für mich ein Beispiel von deutschem Judentum. Bei mir ist die Geschichte etwas anders. Ich komme aus der Ukraine. Bin eine Einwanderin. Ich stelle nicht das typische deutsche Judentum, was vor dem Krieg da war. Ich fühlte mich schon etwas aus einer anderen Epoche. In dem Sinne haben andere Rabbinerinnen, die hier geboren sind, haben anderen Zugang zu Regina Jonas. Sie war für mich Geschichte, die leider auch mit diesem grausamen Ende verbunden ist, mit dem Holocaust: Das waren andere Zeiten, andere Umstände. Sie lebte in einer Zeit, die sehr stark Frauen abgelehnt hat. Ich lebe in einer Zeit, wo viele Rabbinerinnen schon den Weg gegangen sind.“
Rabbinerin Gesa Ederberg singt „Wie schön sind deine Zelte Jakobs, Deine Wohnung in Israel“. Ein Lied, das gerne beim Betreten der Synagoge angestimmt wird. Heute gibt es unter den gut 30 Mitgliedern in der Allgemeinen Rabbinerkonferenz in Deutschland im Zentralrat der Juden sechs Rabbinerinnen. Sie gehören sowohl sogenannten Einheitsgemeinden an als auch liberal-progressiven Gemeinden an. Zu diesen Frauen in der Rabbinerkonferenz gehört Gesa Ederberg, die als konservative Rabbinerin ihre erste Berufsstation in Weiden in der Oberpfalz hatte. Seit jetzt über 17 Jahren wirkt sie in der jüdischen Gemeinde zu Berlin. In der berühmten Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße mit ihrer glänzenden, weithin sichtbaren goldenen Kuppel. Gesa Ederberg schildert ihre Gefühle, wenn sie an ihre Vorgängerin Regina Jonas denkt:
„Ich bin sehr, sehr stolz Rabbinerin in der Synagoge zu sein, an der auch Regina Jonas gewirkt hat. Schon bevor ich Rabbinerin wurde, war sie für mich dieses leuchtende Vorbild und dann hier in einem gewissen Sinn ihre direkte Nachfolgerin zu sein – sind sehr große Fußstapfen, aber ich bemühe mich, sie zu füllen. Wir hatten eine Konferenz, wo die vier ersten in den USA ordinierten Rabbinerinnen hier waren und wir dann gemeinsam nach Theresienstadt gefahren sind. Das war unglaublich bewegend.“
Ob Mann oder Frau Rabbiner oder Rabbinerin werden dürfen, darüber steht nichts in der Tora. Aber in der hebräischen Bibel – im Tanách – sieht Gesa Ederberg durchaus Vorbilder: „Das Rabbinerinnen-Amt im heutigen Sinne gab es damals natürlich gar nicht. So was wir unter Rabbinerinnen und Rabbinern verstehen: es stammt aus dem 19. Jahrhundert. Auch da durch die nichtjüdische Umgebung mitgeprägt, diese Art von religiöser Führungspersönlichkeit, die sich auch in der Öffentlichkeit äußern kann und soll. Predigten ist etwas, was ursprünglich gar nicht Teil der Aufgabe war. Wenn wir das Rabbineramt aber auf das ursprünglich zurückbuchstabieren, dann war es ein juristisches Amt, also Halacha, religionsgesetzliche Fragen zu entscheiden. Es war zum Teil ein Lehramt, Dinge zu unterrichten. Aber das Richteramt haben wir natürlich biblisch wunderbar verortet mit Debora, der Prophetin, Dworra, die unter dem Baum sitzt und Prophetin und Richterin in Israel – so heißt es im Tanach – war und das ist einfach ein wunderbar solides Vorbild“.
Politische Gleichberechtigung hat geholfen
Rabbinerin Ederberg erlebt immer noch staunende Gläubige, wenn eine Frau am Thoraschrein den Gottesdienst leitet: „Innerhalb des Judentums sind die Strömungen nicht so klar abgegrenzt. Es passiert auch bei uns immer wieder, dass Leute, weil eine Familienfeier gefeiert wird oder weil sie als Touristen zufällig bei uns in der Synagoge landen und sich vorher nicht genau informiert haben, sagen: Wow! Frauen, die diese Aufgaben erfüllen – ist das überhaupt erlaubt? Völlig klar, wenn ich in eine evangelische Kirche komme, dann ist das erlaubt. In einer katholischen Kirche ist das nicht erlaubt. Bei uns stellt sich die Frage immer gleich, ist das im Judentum insgesamt? Wie sieht es da aus?“
Offensichtlich hat die politische Gleichberechtigung den Frauen geholfen:
Gesa Ederberg: „Ich glaube die Veränderung im Judentum durch die Gleichberechtigung der Frauen geht ein Stück weit mehr an die Substanz, tiefer vielleicht als die Fragen von Ordination von Frauen in anderen Religionen. Können Frauen Führungspositionen übernehmen? Im Judentum ist die Frage: Wie sieht die Gemeinde aus? Wer sind wir als Gemeinschaft? Wer zählt mit als normaler Beter, Beterin im Minjan, in dieser religiösen Zehn-Zahl von Leuten, die man braucht, um bestimmte Gottesdienstteile durchführen zu können. Das Bild, wenn man in eine Synagoge reinkommt, ist einfach ganz, ganz unterschiedlich. Wenn ich in eine orthodoxe Synagoge reinkomme, sehe ich Männer mit dem Tallit, mit dem Gebetsschal und die Frauen sind separat, möglicherweise sogar sichtbar abgegrenzt, mit einer Michitza, mit einer physischen Trennung. Und in den anderen Synagogen ist es eine gemischte Gemeinschaft: Männer und Frauen durcheinander. Frauen die auch den Gebetsschal, den Tallit tragen. Das heißt, das Bild vom Judentum verändert sich. Nicht nur, wer steht da vorne an der Spitze, sondern überhaupt, wie sieht Gottesdienst aus.“
Die politischen Veränderungen, die Gleichberechtigung von Frauen durch die sogenannte 68er-Revolution vor 50 Jahren haben sich auch in der jüdischen Community niedergeschlagen.
Gesa Ederberg sagt: „Das Judentum ist eine dynamische Religion, die sich immer verändert hat. Das jüdische Religionsrecht, das den Alltag prägt, hat sich über die Jahrhunderte weiterentwickelt immer in Auseinandersetzung mit der umgebenden Gesellschaft. Während die gesellschaftliche Bewegung in den 30er-Jahren angesetzt hat und durch die Schoa zerstört wurde und dann in den 70er-Jahren mit der zweiten feministischen Welle ganz intensiv wurde. Das ist ja der große Vorteil am Judentum: Ich brauche keine Institution, die irgendwas von oben herab erlaubt oder ermöglicht.“
In Amerika scheinen es jüdische Frauen in geistlichen Ämtern und Funktionen deutlich leichter zu haben. Immerhin arbeiten in den USA mehr als 1.000 Rabbinerinnen. Wenn bei uns in Deutschland eine Frau als Rabbinerin arbeiten möchte, muss sie es sich vorher gut überlegen, stellt Rabbiner Walter Homolka vom Abraham-Geiger-Kolleg klar:
Ein schwerer Weg
„Diejenige, die sich für diesen Beruf entscheidet, muss sich darüber im Klaren sein, dass sie einen schweren Weg geht. Auf der anderen Seite gibt es viele Frauen, die sicher ihr Rabbinat als schwierig empfunden haben und immer wieder auch unter Akzeptanzproblemen leiden. Unser Ziel ist natürlich, dass das Rabbinat kein Prekariat wird, sondern dass Frauen diesen Beruf auch glücklich ausüben.“
Christoph Markschies ist Leiter des Berliner Instituts Kirche und Judentum, dem Zentrum für Christlich-Jüdische Studien der Humboldt Universität. Auch er hat sich mit dem Thema Frau im geistlichen Amt intensiv beschäftigt:
„Es gibt sehr besondere Gründe dafür, dass das Judentum in Deutschland so diskriminiert war, auch schon vor 1945, dass es an manchen Stellen Diskussionen mit deutlicher Verspätung oder in veränderter Form durchführt. Aber ich bin eigentlich ganz, ganz sicher, dass in 20 Jahren, in 30 Jahren die Zahl der Rabbinerinnen stark angewachsen ist. Die werden in Potsdam ausgebildet. Das sind kluge Personen und Gemeinden werden sich sagen: Diese klugen Frauen hätten wir gerne, das tut unserem religiösen Leben gut und unserer Gemeinde gut.“
Dabei ist Regina Jonas für junge Leute und Studenten heute ein Vorbild.
Christoph Markschies erklärt: „Wir liegen direkt gegenüber vom Platz, wo die erste Berliner Reformsynagoge war. Wenn man dort sitzt, wo die Theologische Fakultät sitzt, gegenüber vom Dom, von der Nationalgalerie, vom Pergamon-Museum, dann befanden sich da vor den Verfolgungen der 30er-Jahre vier Synagogen, die alle ganz verschieden waren, so wie christliche Kirchengemeinden ja auch ganz verschieden sind, es eher konservativere, eher liberale gibt.
Man muss immer sagen, die Studentinnen haben ja gern Identifikationsfiguren. Wenn das nur Männer sind, die großen Theologen, dann fragen die sich: Ja gibt es denn in der langen Geschichte irgendwelche Personen, mit denen ich mich als Frau identifizieren kann? Die ein Rollenmodell anbietet, von dem ich mich absetzen kann oder dass ich gut finden kann? Und das ist einer der Punkte, wo Regina Jonas interessant wird, weil sie zu der sehr kleinen Schar von Frauen gehört, die sich vor dem Zweiten Weltkrieg, man muss ja bis zu einem gewissen Grade sagen, in Ämter gekämpft haben.“
Dank der Pionierin aus Berlin, dank Regina Jonas ist die Ordination von Frauen zur Rabbinerin seit Jahrzehnten möglich. Üblich ist sie noch nicht. In Deutschland gibt es aktuell nur sechs Gemeinde-Rabbinerinnen.
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