Klosterneugründung an der Oder | Mönche ziehen auf ehemaliges Stasi-Gelände

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Seit sieben Jahren lebt wieder eine Gruppe von Zisterziensermönchen in Brandenburg. Ihr derzeitiges Kloster ist allerdings nur ein Provisorium und viel zu klein. Deswegen entsteht nun „Maria Friedenshort“ – auf einem geschichtlich vorbelasteten Gelände in Treppeln.

Als 2016 österreichische Zisterziensermönche nach Brandenburg kamen, um das ehemalige Zisterzienserkloster in Neuzelle im Landkreis Oder-Spree mit Leben zu füllen, galt das als kleine Sensation. Weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus gab es einen riesigen Presserummel. In der Realität gestaltete sich das Zusammenwachsen jedoch nicht so leicht, denn das Kloster ist seit Langem kein kirchlicher Ort mehr, sondern seit 1817 säkularisiert, später wurde es verstaatlicht. Heute sind dort unter anderem ein Museum und eine Schule untergebracht. Die Mönche können zwar einen Teil des barocken Klosters und der Marienkirche für ihre Gebete mitnutzen, aber sie wohnen in einem Provisorium, im ehemaligen katholischen Pfarrhaus. Und schon lange reicht dort der Platz nicht mehr.

Bei einem „Fest des Dankes“ präsentierte die mexikanische Star-Architektin Tatiana Bilbao kürzlich ihren ersten Entwurf für den Neubau des Klosters „Maria Friedenshort“. Das Zisterzienserpriorat Neuzelle ist mittlerweile als Eigentümer im Grundbuch eingetragen. Auf dem ehemaligen Stasi-Gelände im Wald in Treppeln werden für das neue Kloster in der ersten Bauphase die Klosterkirche mit Kreuzgang und Zellentrakte sowie sieben kleine Einsiedeleien entstehen.

Als Zeitpunkt für den Baubeginn der Klosterkirche peilen die Mönche derzeit das Jahr 2026 an. „Maria Friedenshort“ ist die erste Klosterneugründung in Brandenburg seit dem Mittelalter und „hat mit der Nachnutzung des früheren Stasi-Geländes als Kloster etwas sehr Versöhnliches“, sagte Tobias Dünow, der für das Kulturministerium Brandenburgs arbeitet, gegenüber ntv.de. „Natürlich ist der Kauf und die schon jetzt beeindruckende Verwandlung dieses ehemals so verwahrlosten Ex-Stasi-Geländes eine Frucht!“, ergänzte Maximilian Heim, der Abt des niederösterreichischen Zisterzienserstifts Heiligenkreuz, wo sich das Mutterkloster des Priorats Neuzelle befindet. „Das Kloster wird ein Ort der Einkehr, der Heilung und der Gastfreundschaft werden.“

Führungen über die Baustelle

In einem Waldstück, zehn Kilometer entfernt vom Kloster Neuzelle, führen Pater Kilian Müller und seine Mitbrüder die Besucher über die Baustelle in Treppeln. Pater Kilian ist der Subprior und Ökonom des neuen Klosters „Maria Friedenshort“. Er erklärt den Besuchern: „Baufortschritt war lange Rückbaufortschritt und je weniger man an Gebäuden, die hier standen, sah, desto besser sind wir vorangekommen.“ Es gab 26 Baugruben und die mehr als ein Jahr dauernden Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Stasi-Gelände sind inzwischen abgeschlossen. Nur einige Kellerteile, wo sich geschützte Fledermäuse eingenistet haben, sind noch vorhanden.

„Wir haben über 40 Tonnen Müll hier rausgeholt und es war sehr viel Beton verbaut. Die Stasi hat aus dem Vollen geschöpft. Wir brauchten schweres Gerät, da kommt man mit einem Akku-Schlagbohrhammer nicht weit“, berichtet Pater Kilian. Doch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die Inflation bremsen auch die Mönche aus und sie müssen ihr Bauvorhaben etwas langsamer angehen. „Für uns ist es ein Werk Gottes und das geht in seinem Tempo“, so Pater Kilian.

Neue Anwärter aus Ostdeutschland

Bislang wohnen die Ordensleute auf dem historischen Gelände in Neuzelle im ehemaligen Haus des katholischen Ortspfarrers. Es ist eine provisorische Mönchs-WG. Zwar verließen zwei Mitbrüder bereits wieder Brandenburg und gingen zurück ins Mutterkloster in den Wienerwald, aber schnell gab es andere Mönche, die in den Osten Deutschlands wollten, an die Oder. Aktuell wohnen acht Mönche in Neuzelle plus zwei neue Anwärter. Pater Stanislaus, der erst seit vier Wochen dort ist, zog sogar gegenüber beim evangelischen Pfarrer Martin Groß in ein Gästezimmer ein.

„Wir platzen gerade aus allen Nähten und haben noch zwei junge Mitbrüder, die zur Formation in Heiligenkreuz sind“, erklärt Pater Kilian. „Beide kommen aus den neuen Bundesländern – einer aus Mecklenburg-Vorpommern, einer aus Brandenburg.“ Sie studieren Theologie in Österreich und sind in den vorlesungsfreien Zeiten in Brandenburg. Für sie mussten die Mönche eine kleine Wohnung im Ort anmieten.

An Geldgebern mangelt es nicht

Die Wiederbesiedlung des historischen Klosters Neuzelle war und ist zeitlich befristet, denn die Ordensleute finden in dem über 750 Jahre alten Kloster Neuzelle nicht die für sie notwendige Ruhe. Es fehlt ein für Fremde unzugänglicher Klausurbereich, der für ein Leben im Kloster zwingend notwendig ist. In der barocken Marienkirche singen die Mönche jeden Tag insgesamt fast vier Stunden lang ihre Gebete.

An Spendern und Unterstützern für das neue Kloster scheint es bisher nicht zu mangeln. Rund 50 Freiwillige halfen bei Arbeitseinsätzen, andere mit Geld. Das Bistum Görlitz, zu dem Neuzelle gehört, unterstützt mit einer Million Euro das Bauvorhaben. Auch das Bonifatiuswerk der Katholiken wird finanziell mit einer sechsstelligen Summe helfen. Und es gibt einige anonyme Großspender aus dem Ausland. Über die finanziellen Details möchte der Pater nicht öffentlich sprechen. Nur so viel: „Wir merken schon, dass dieses Projekt des Klosterneubaus im deutschsprachigen Raum sehr bekannt geworden ist und immer bekannter wird.“

Aber nicht nur die Gemeinschaft der Mönche wächst. Bei der täglichen Arbeit helfen ihnen mittlerweile drei Ordensschwestern der Gemeinschaft „Dienerinnen vom Heiligen Blut“ aus Bayern. Die Nonnen wohnen im Dachgeschoss der katholischen Grundschule in Neuzelle und unterstützen die Mönche unter anderem bei der Seelsorge.

Der Umzug der Zisterzienser von Neuzelle nach Treppeln wird in Etappen gehen. Die Mönche werden sich zunächst in einem kleinen Bauernhof in Treppeln einrichten. Die Liegenschaft wurde den Mönchen von einer Erbengemeinschaft zum Kauf angeboten. Die noch verwahrlosten Gebäude sollen ab Mitte 2024 entsprechend saniert und umgebaut werden, um so Wohnraum für bis zu 14 Mönche zu schaffen. Die ehemalige Scheune wird dabei zur Kapelle umgestaltet, die auch Gästen die Teilnahme an den Gottesdiensten und Gebetszeiten der Zisterziensermönche ermöglicht. Kilian Müller sagt zum Abschied: „Dieser Zwischenschritt erlaubt es uns, als Gemeinschaft an einem Ort zusammen zu leben und auch Gäste aufzunehmen.“

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